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Am Himmel


Titel
Am Himmel - Roman
Personen
Hauptautorität
Mayer, Anna-Elisabeth
Verfasser/-in
Ressource
Buch
Umfang
201 S.
Ausgabevermerk
Ausgabebezeichnung
1. Auflage
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2017
Erscheinungsort
Frankfurt a. M.
Verlagsname
Schöffling & Co.
-
Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Simone Klein; Dramatische Rekonstruktion eines historischen Kriminalfalls. (DR) Wie schon in ihrem Roman "Die Hunde von Montpellier" widmet sich die gebürtige Salzburger Autorin Anna-Elisabeth Mayer auch diesmal einer historischen Persönlichkeit. In vorliegendem Roman steht Johann von Sothen im Mittelpunkt, den man noch heute als Erbauer der Sisi-Kapelle am Cobenzl kennt, der aber primär ein Trafikant war, der durch Betrügereien zu beachtlichem Reichtum gelangte, sodass er das Schloss samt Gut "Am Himmel" erwerben konnte. Einer der Betrogenen war der Vogelhändler Wenzel Hüttler, der eines Tages im Laden von Sothen sein Glück beim Lotto versucht hatte. Ihm wäre mit seinen Zahlen 10, 6 und 81 ein Gewinn von 20.000 Gulden zugestanden, hätte Sothen den Betrag nicht kurzerhand selbst eingesteckt. Hüttlers Sohn Eduard, der Arbeit als Jäger auf Sothens Gut gefunden hatte, sprach diesen eines Tages auf den unterschlagenen Lottogewinn an. Sothen drohte mit der Polizei, woraufhin Eduard den Gutsherren erschoss, und zwar just am 10.6.(18)81. Mit dieser Mordtat lässt Mayer ihren Roman beginnen, um im Weiteren die näheren Umstände des Verbrechens in Form eines analytischen Dramas zu enthüllen. Mit kurzen Sätzen aus der Innenperspektive der Figuren, zahlreichen Ellipsen und Vielstimmigkeit sorgt Mayer sehr geschickt für Spannung. Durch den Bezug auf Zeitdokumente wirkt die Erzählung darüber hinaus sehr authentisch. Zudem ist ein Konnex zur Gegenwart gegeben, denn auf der Metaebene verhandelt Mayer die Schattenseiten einer Gesellschaft, die alles dem falschen Schein von Geld und Macht unterwirft. Lesenswert! ---- Quelle: Literatur und Kritik; Autor: Evelyne Polt-Heinzl; Rasant erzählt Anna-Elisabeth Mayers Roman "Am Himmel" Anna-Elisabeth Mayer, geboren 1977 in Salzburg, wandte sich bereits mit ihrem zweiten Roman Die Hunde von Montpellier 2014 dem historischen Roman zu. Auch der neue Roman Am Himmel verhandelt einen historischen Kriminalfall, der sich im Wiener Vorort Sievering nach den Boomjahren der Gründerzeit und dem Börsenkrach von 1873 ereignete. Wie immer in Phasen entfesselter Spekulations- und Finanzprozesse - zuletzt gut zu beobachten beim Platzen der New Economy-Blase 2000 und dem Crash von 2008 - wurden auch damals märchenhafte Karrieren möglich; um den drohenden Absturz danach zu verhindern, braucht es ein gutes Maß an Geschick, Skrupellosigkeit und Glück. Einer, der den Zusammenbruch damals heil überstanden hat, ist Johann (Carl) Sothen (1823-1881), ein gewiefter Aufsteiger, der es vom Losverkäufer zum Millionär, Gutsbesitzer, Bankherrn und Baron bringt. "Die erste Million ist immer ergaunert" sagt ein Sprichwort, und auf ihn trifft das vollinhaltlich zu. Als Sothen einem kleinen Wiener Vogelhändler mitteilen will, dass sein Los gewonnen hat, ist der schon tot. Ohne Bedenklichkeit lässt sich Sothen von dessen ahnungsloser Tochter Berta das Glückslos aushändigen, das solcherart zum Grundstein seines ökonomischen Erfolgs wird. Die von einer Hasenscharte verunstaltete Berta kommt bei entfernten Verwandten in Brünn unter. Sothen bedient sich in der Folge ihrer Brieftauben, die Berta befehlsgemäß und ohne um die Zusammenhänge zu wissen mit den richtigen Zahlen nach Wien sendet. Das verschafft ihm einen entscheidenden Zeitvorsprung und die erste Million beginnt sich anzusammeln. Berta scheint also in doppeltem Sinn Sothens Archillesferse zu sein, doch von ihr geht die Gefahr dann gar nicht aus. Nicht ganz frei von Gewissensbissen holt Sothen Berta später zu sich aufs Gut, wo sie in einer unsicheren sozialen Verortung zwischen Gesinde und Herrschaft lebt - denn Sothens Frau Fanni ist auf das Mädchen instinktiv nicht gut zu sprechen. Gut zu sprechen ist Fanni allerdings auf wenige Menschen und sicher auf niemanden unter ihrer Dienstleuten. Sie ist das krankhaft ehrgeizige Mastermind hinter Sothen, das ihn antreibt, seinen Geiz schürt und nie ruht, auch nicht, als das ersehnte Ziel des Adelstitels längst erreicht ist. Fanni ist in ihrer grenzenlosen diabolischen Bösartigkeit eine gewisse Schwachstelle des Romans, auf jeden Fall aber ist sie die eigentlich Schuldige am Mord, mit dem der Roman beginnt. Der rechtschaffene und fleißige Förster Hüttler, der mit seiner Lebens­gefährtin Juliane und den vier ­gemeinsamen Kindern in einer windschiefen Hütte an der Armutsgrenze dahinvegetiert, wurde von den Sothens seit zehn Jahren gequält, gedemütigt und mit Kündigungsdrohungen klein gehalten. Diesmal aber hat Sothen die Kündigung nicht zurückgenommen und Hüttler erschießt ihn. Hinter den jahrelangen Schikanen aber steckte Fanni, die unermüdlich gegen Hüttler und seine Lebensgefährtin gehetzt hat, auch aus Neid auf deren Kinderreichtum, der ihr und Sothen verwehrt blieb. Heiraten aber konnten die Hüttlers aus Geldmangel nie, was ihnen von der Herrschaft als besondere Unmoral bei jeder Gelegenheit vorgehalten wird. Ist Fanni das absolut Böse, verkörpern Hüttler und seine Ju­liane das uneingeschränkt Gute: Sie streiten nie, lieben einander und die Kinder zärtlich; häusliche Gewalt gegen Frau oder Kinder ist hier völlig undenkbar. Differenzierter und damit glaubwürdiger ist das wechselnde Verhalten der anderen Dienstboten, das direkt aus ihren Gesprächen und Handlungen sichtbar wird. Es gibt Akte der Solidarität und des Widerstands, Missgunst, Gleichgültigkeit, Auflehnung gegen Willkür und Geiz der Gutsherrschaft, Resignation, aber auch liebedienernde Unterwerfung aus Angst vor dem Verlust der Stelle. Denn Fanni versteht sich gut darauf, die Mägde und Knechte gegeneinander auszuspielen, und mit besonderer Vorliebe lenkt sie den Unmut der ­anderen auf Hüttler. Bei Sothens Begräbnis droht der Hass gegen den nun toten Leuteschinder beinahe zu kippen - aber zur offenen Revolte reicht es doch nicht, auch nicht beim abschließenden Prozess im Gerichtssaal. Dass Hüttler von vielen Zeugen als besonders gutmütig und integer beschrieben wird, hilft ihm nicht bei der Verhandlung, deren Schilderung sich auf genau ausgewiesene Zeitungsberichte über den historischen Prozess im Jahr 1881 stützt. Es ist dann der Kaiser, der das verhängte Todesurteil zu fünfzehn Jahren schweren Kerker abmildert, was Fanni über die Maßen erbost. Sothens Tod hat sie emo­tional erschüttert, nicht aber in ihrer Selbstgerechtigkeit. Erzählt wird die Geschichte der Sothens, ihrer Dienstboten und ihrer reichen Freunde, deren Wohlwollen - allen voran das der kirchlichen Würdenträger - sich nach Maßgabe von Sothens Spendenfreudigkeit richtet, mit einer eigenwilligen Atemlosigkeit, die aus der Kürze der Sätze ebenso kommt wie aus den raschen und oft unvermittelten Perspektivenwechseln. Mitten in einem Absatz kann der Erzähl-Blick zwischen den verschiedenen Figuren und damit zwischen extrem differenten sozialen Milieus hin- und herswitchen. Ein Rezensent war begeistert von der "raffinierten Erzähltechnik" und der sprachlichen Kunstfertigkeit. Bei der besonders rasanten Mordszene zu Beginn des Romans kann man das nicht nachvollziehen, auch weil die grammatischen Anschlüsse der forcierten Kurzatmigkeit zum Opfer fallen. Wenn es heißt: "Die Gerichtskommission sei eingetroffen, wurde mit gedämpfter Stimme mitgeteilt. Während der Bruder hinunter ging, um diese zu empfangen", ist bestimmt nicht die Stimme gemeint. Anderes geht ganz daneben, etwa: "Der Arzt kannte genau die Schritte [!], die man bald an Sothens Körper ausführen würde." Oder: Fanni "lief zurück in den Eingangsbereich und weil sie Sothen im Unbeschädigten nicht finden konnte, öffnete sie die Haustür". Doch die Geschichte entwickelt einen unbestreitbaren Drive. Das hat auch damit zu tun, dass das Muster keineswegs Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas ist, wie vermutet wurde, denn Hüttler treibt nicht Gerechtigkeitssinn an, sondern die pure Verzweiflung. Vielmehr findet sich die Verknüpfung der Schicksale, die sich auf dem engen Raum des Gutes zu so radikal unterschiedlichen Lebensbedingungen vollziehen, in Marie von Ebner-Eschenbachs Dorf- und Schlossgeschichten vorgeformt. Manche von Mayers Figuren erinnern direkt an literarische Vorbilder wie die Wäscherin Josepha an ihre Namensvetterin in Ebener-Eschenbachs Die Unverstandene auf dem Dorfe.
Manifestation
Titel
Haupttitel
Am Himmel
Titelzusatz
Roman
Ressource
Buch
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2017
Erscheinungsort
Frankfurt a. M.
Verlagsname
Schöffling & Co.
ISBN13
978-3-89561-137-7
ISBN10
3-89561-137-9
Körperschaften
Listenpreis
0.0 €
Datenträgertyp
Band
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2017
Erscheinungsort
Frankfurt a. M.
Verlagsname
Schöffling & Co.
Verantwortlichkeitsangabe
Verantwortlichkeitsangabe, die sich auf den Haupttitel bezieht
Anna-Elisabeth Mayer
Ausgabevermerk
Ausgabebezeichnung
1. Auflage
Umfang
201 S.
Kommentare
-
Katalogisat importiert von: Rezensionen online open (inkl. Stadtbib. Salzburg)
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Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Simone Klein; Dramatische Rekonstruktion eines historischen Kriminalfalls. (DR) Wie schon in ihrem Roman "Die Hunde von Montpellier" widmet sich die gebürtige Salzburger Autorin Anna-Elisabeth Mayer auch diesmal einer historischen Persönlichkeit. In vorliegendem Roman steht Johann von Sothen im Mittelpunkt, den man noch heute als Erbauer der Sisi-Kapelle am Cobenzl kennt, der aber primär ein Trafikant war, der durch Betrügereien zu beachtlichem Reichtum gelangte, sodass er das Schloss samt Gut "Am Himmel" erwerben konnte. Einer der Betrogenen war der Vogelhändler Wenzel Hüttler, der eines Tages im Laden von Sothen sein Glück beim Lotto versucht hatte. Ihm wäre mit seinen Zahlen 10, 6 und 81 ein Gewinn von 20.000 Gulden zugestanden, hätte Sothen den Betrag nicht kurzerhand selbst eingesteckt. Hüttlers Sohn Eduard, der Arbeit als Jäger auf Sothens Gut gefunden hatte, sprach diesen eines Tages auf den unterschlagenen Lottogewinn an. Sothen drohte mit der Polizei, woraufhin Eduard den Gutsherren erschoss, und zwar just am 10.6.(18)81. Mit dieser Mordtat lässt Mayer ihren Roman beginnen, um im Weiteren die näheren Umstände des Verbrechens in Form eines analytischen Dramas zu enthüllen. Mit kurzen Sätzen aus der Innenperspektive der Figuren, zahlreichen Ellipsen und Vielstimmigkeit sorgt Mayer sehr geschickt für Spannung. Durch den Bezug auf Zeitdokumente wirkt die Erzählung darüber hinaus sehr authentisch. Zudem ist ein Konnex zur Gegenwart gegeben, denn auf der Metaebene verhandelt Mayer die Schattenseiten einer Gesellschaft, die alles dem falschen Schein von Geld und Macht unterwirft. Lesenswert! ---- Quelle: Literatur und Kritik; Autor: Evelyne Polt-Heinzl; Rasant erzählt Anna-Elisabeth Mayers Roman "Am Himmel" Anna-Elisabeth Mayer, geboren 1977 in Salzburg, wandte sich bereits mit ihrem zweiten Roman Die Hunde von Montpellier 2014 dem historischen Roman zu. Auch der neue Roman Am Himmel verhandelt einen historischen Kriminalfall, der sich im Wiener Vorort Sievering nach den Boomjahren der Gründerzeit und dem Börsenkrach von 1873 ereignete. Wie immer in Phasen entfesselter Spekulations- und Finanzprozesse - zuletzt gut zu beobachten beim Platzen der New Economy-Blase 2000 und dem Crash von 2008 - wurden auch damals märchenhafte Karrieren möglich; um den drohenden Absturz danach zu verhindern, braucht es ein gutes Maß an Geschick, Skrupellosigkeit und Glück. Einer, der den Zusammenbruch damals heil überstanden hat, ist Johann (Carl) Sothen (1823-1881), ein gewiefter Aufsteiger, der es vom Losverkäufer zum Millionär, Gutsbesitzer, Bankherrn und Baron bringt. "Die erste Million ist immer ergaunert" sagt ein Sprichwort, und auf ihn trifft das vollinhaltlich zu. Als Sothen einem kleinen Wiener Vogelhändler mitteilen will, dass sein Los gewonnen hat, ist der schon tot. Ohne Bedenklichkeit lässt sich Sothen von dessen ahnungsloser Tochter Berta das Glückslos aushändigen, das solcherart zum Grundstein seines ökonomischen Erfolgs wird. Die von einer Hasenscharte verunstaltete Berta kommt bei entfernten Verwandten in Brünn unter. Sothen bedient sich in der Folge ihrer Brieftauben, die Berta befehlsgemäß und ohne um die Zusammenhänge zu wissen mit den richtigen Zahlen nach Wien sendet. Das verschafft ihm einen entscheidenden Zeitvorsprung und die erste Million beginnt sich anzusammeln. Berta scheint also in doppeltem Sinn Sothens Archillesferse zu sein, doch von ihr geht die Gefahr dann gar nicht aus. Nicht ganz frei von Gewissensbissen holt Sothen Berta später zu sich aufs Gut, wo sie in einer unsicheren sozialen Verortung zwischen Gesinde und Herrschaft lebt - denn Sothens Frau Fanni ist auf das Mädchen instinktiv nicht gut zu sprechen. Gut zu sprechen ist Fanni allerdings auf wenige Menschen und sicher auf niemanden unter ihrer Dienstleuten. Sie ist das krankhaft ehrgeizige Mastermind hinter Sothen, das ihn antreibt, seinen Geiz schürt und nie ruht, auch nicht, als das ersehnte Ziel des Adelstitels längst erreicht ist. Fanni ist in ihrer grenzenlosen diabolischen Bösartigkeit eine gewisse Schwachstelle des Romans, auf jeden Fall aber ist sie die eigentlich Schuldige am Mord, mit dem der Roman beginnt. Der rechtschaffene und fleißige Förster Hüttler, der mit seiner Lebens­gefährtin Juliane und den vier ­gemeinsamen Kindern in einer windschiefen Hütte an der Armutsgrenze dahinvegetiert, wurde von den Sothens seit zehn Jahren gequält, gedemütigt und mit Kündigungsdrohungen klein gehalten. Diesmal aber hat Sothen die Kündigung nicht zurückgenommen und Hüttler erschießt ihn. Hinter den jahrelangen Schikanen aber steckte Fanni, die unermüdlich gegen Hüttler und seine Lebensgefährtin gehetzt hat, auch aus Neid auf deren Kinderreichtum, der ihr und Sothen verwehrt blieb. Heiraten aber konnten die Hüttlers aus Geldmangel nie, was ihnen von der Herrschaft als besondere Unmoral bei jeder Gelegenheit vorgehalten wird. Ist Fanni das absolut Böse, verkörpern Hüttler und seine Ju­liane das uneingeschränkt Gute: Sie streiten nie, lieben einander und die Kinder zärtlich; häusliche Gewalt gegen Frau oder Kinder ist hier völlig undenkbar. Differenzierter und damit glaubwürdiger ist das wechselnde Verhalten der anderen Dienstboten, das direkt aus ihren Gesprächen und Handlungen sichtbar wird. Es gibt Akte der Solidarität und des Widerstands, Missgunst, Gleichgültigkeit, Auflehnung gegen Willkür und Geiz der Gutsherrschaft, Resignation, aber auch liebedienernde Unterwerfung aus Angst vor dem Verlust der Stelle. Denn Fanni versteht sich gut darauf, die Mägde und Knechte gegeneinander auszuspielen, und mit besonderer Vorliebe lenkt sie den Unmut der ­anderen auf Hüttler. Bei Sothens Begräbnis droht der Hass gegen den nun toten Leuteschinder beinahe zu kippen - aber zur offenen Revolte reicht es doch nicht, auch nicht beim abschließenden Prozess im Gerichtssaal. Dass Hüttler von vielen Zeugen als besonders gutmütig und integer beschrieben wird, hilft ihm nicht bei der Verhandlung, deren Schilderung sich auf genau ausgewiesene Zeitungsberichte über den historischen Prozess im Jahr 1881 stützt. Es ist dann der Kaiser, der das verhängte Todesurteil zu fünfzehn Jahren schweren Kerker abmildert, was Fanni über die Maßen erbost. Sothens Tod hat sie emo­tional erschüttert, nicht aber in ihrer Selbstgerechtigkeit. Erzählt wird die Geschichte der Sothens, ihrer Dienstboten und ihrer reichen Freunde, deren Wohlwollen - allen voran das der kirchlichen Würdenträger - sich nach Maßgabe von Sothens Spendenfreudigkeit richtet, mit einer eigenwilligen Atemlosigkeit, die aus der Kürze der Sätze ebenso kommt wie aus den raschen und oft unvermittelten Perspektivenwechseln. Mitten in einem Absatz kann der Erzähl-Blick zwischen den verschiedenen Figuren und damit zwischen extrem differenten sozialen Milieus hin- und herswitchen. Ein Rezensent war begeistert von der "raffinierten Erzähltechnik" und der sprachlichen Kunstfertigkeit. Bei der besonders rasanten Mordszene zu Beginn des Romans kann man das nicht nachvollziehen, auch weil die grammatischen Anschlüsse der forcierten Kurzatmigkeit zum Opfer fallen. Wenn es heißt: "Die Gerichtskommission sei eingetroffen, wurde mit gedämpfter Stimme mitgeteilt. Während der Bruder hinunter ging, um diese zu empfangen", ist bestimmt nicht die Stimme gemeint. Anderes geht ganz daneben, etwa: "Der Arzt kannte genau die Schritte [!], die man bald an Sothens Körper ausführen würde." Oder: Fanni "lief zurück in den Eingangsbereich und weil sie Sothen im Unbeschädigten nicht finden konnte, öffnete sie die Haustür". Doch die Geschichte entwickelt einen unbestreitbaren Drive. Das hat auch damit zu tun, dass das Muster keineswegs Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas ist, wie vermutet wurde, denn Hüttler treibt nicht Gerechtigkeitssinn an, sondern die pure Verzweiflung. Vielmehr findet sich die Verknüpfung der Schicksale, die sich auf dem engen Raum des Gutes zu so radikal unterschiedlichen Lebensbedingungen vollziehen, in Marie von Ebner-Eschenbachs Dorf- und Schlossgeschichten vorgeformt. Manche von Mayers Figuren erinnern direkt an literarische Vorbilder wie die Wäscherin Josepha an ihre Namensvetterin in Ebener-Eschenbachs Die Unverstandene auf dem Dorfe.
Sprache der Expression
Deutsch
Titel
Bevorzugter Titel des Werks
Am Himmel
Personen
Verfasser/-in
ÖB Zirl
Verfügbar
0 Reservierungen
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Verfügbarkeit
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May
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